Die Inflationswelle rollt an
- 14. April 2021
- Veröffentlicht durch: admin
- Kategorie: Aktuelles

Die Anleger feiern unbekümmert eine rauschende Party: Ob Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Kryptowährungen, alles wird gekauft, alles steigt. Riesige spekulative Sandburgen werden aufgetürmt. Doch hinten am Horizont rollt eine gewaltige Welle heran, welche droht, all die Fantasieprodukte hinweg zu spülen: Die Inflation kommt zurück. Haben Sie in den letzten Wochen versucht, ein neues Fahrrad zu kaufen? Oder Zubehör dazu? Ausverkauft, nicht lieferbar, steigende Preise: Willkommen in der neuen Welt von Corona-Lockdowns und staatlichen Stimulusprogrammen mit der Notenpresse. Die Containerpreise für Schiffstransporte aus China haben sich in Jahresfrist glatt verfünffacht. Die Stahlpreise haben sich fast verdoppelt. Die Hersteller kommen mit der Produktion nicht nach. Gemäss dem Online-Händler Galaxus sind manche Hersteller bis 2023 ausgebucht. Praktisch in allen Branchen haben die Einkaufsmanager mit Knappheit und steigenden Preisen zu kämpfen: Der ISM-Index für bezahlte Preise in den USA stieg im Januar auf 82,1 Punkte, ein absoluter Spitzenwert. Ein Wert von 50 ist neutral, ein Wert von 60 zeigt eine ordentliche Expansion der Wirtschaft an. Und dabei hat der grosse Wiedereröffnungsboom der meisten Volkswirtschaften noch nicht einmal begonnen. Die Rohstoffpreise steigen und steigen trotz zwischenzeitlicher Corona-Delle, nicht nur für Stahl und zukunftsträchtige Metalle der Energiewende wie Kupfer oder Nickel.
Sondern auch für Lebensmittelwie Getreide oder Speiseöl: Der globale Food Price Index der UNO kletterte in den letzten zwölf Monaten um 10,5 % nach oben. Bereits warnt die Organisation vor neuen politischen Unruhen, die sich in der Vergangenheit in vielen Ländern bei ähnlich steilen Preisanstiegen ergeben haben.
Auch an den Finanzmärkten steigen die Inflationserwartungen: Bei 2.2% sind die aus dem US-Anleihenmarkt abgeleiteten Inflationsprognosen für die nächsten zehn Jahre nun angelangt, der höchste Stand seit 2014. Der Deutsche Anleihenmarkt zeigt derzeit etwas über 1% Teuerung an. Das wären nur moderate Preisanstiege, welche der Aktienmarkt wohl gut wegstecken könnte. Doch auf Grund der Rohstoff- und Frachtpreise sowie Schätzungen über die Output-Lücke und dem massiven Anstieg der Geldmenge M2 rechnen manche Experten mit Inflationsraten von 5% oder gar 10% in diesem Frühjahr, wenn die Vorjahrsvergleiche auf Grund der Delle aus den ersten Lockdown-Welle plötzlich ungünstig ausfallen. Halt, mag jetzt manch einer einwenden, wir sind immer noch im teilweisen Lockdown und die Arbeitslosigkeit steigt –kann es da zu anhaltender Inflation kommen? Natürlich kann es das, dafür braucht man nur in die Stagflation der 1970er Jahre oder aktuell auf Länder wie Argentinien, Venezuela oder die Türkei zu schauen: Hohe Arbeitslosigkeit und hohe Teuerung gehen Hand in Hand, wenn eine Wirtschaft strukturelle Defizite hat und gleichzeitig der Staat versucht, alle Probleme mit frisch gedrucktem Geld zu lösen. Dieses Rezept kommt uns auch in Mitteleuropa inzwischen bekannt vor. Ganze Sektoren sind auf Grund fragwürdiger staatlicher Massnahmen stillgelegt und werden mit Geld aus der Notenpresse dafür entschädigt, nichts zu produzieren und keine Dienstleistungen anbieten zu dürfen. Das ist der Weg zu mehr Inflation wie aus dem Lehrbuch. Einzig die Restriktionen beim Konsum und Reisen dämpfen momentan noch die Preisanstiege, während sich das Geld auf den Bankkonten der Leute türmt.
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aus Quantex Werte, erschienen Mitte Februar 2021
HWM Urteil: Im Moment scheint es so, als könnte die Inflation in wenigen Monaten wieder angsteigen. So sind die Preise für die Vorprodukte wie Stahl, Nickel oder Kupfer bereits deutlich gestiegen und auch die Lebensmittelpreise haben einen positiven Trend. Anleger sollten jetzt sicherheitshalber ihr Portfolio auf anziehende Inflationsraten vorbereiten. Sprechen Sie mit uns.